Kulturelle und soziale Teilhabe durch gemeinsames virtuelles Erleben von realen Bühnenereignissen
Öffentliche Veranstaltungen sind ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens. Interessanterweise bieten sie dem Besucher wesentlich mehr Sinneseindrücke, als nur das Bühnengeschehen zu betrachten und der Darbietung zu lauschen. Ein wichtiger Teil der individuellen Erfahrung ist die Anwesenheit anderer im Publikum, mit denen die hervorgerufenen Emotionen geteilt werden können. Leider gibt es verschiedene Gründe, die Menschen davon abhalten, öffentliche Veranstaltungen zu besuchen – persönliche wie die räumliche Entfernung oder globale wie eine Pandemie. Hier ist eine zeitgemäße technische Lösung gefragt, die mehr leisten kann als traditionelle Formate.
Während es bereits verschiedene Bestrebungen gibt, Bühnenaufführungen mittels immersiver Technologie in sichere und komfortable Hör- und Sehumgebungen zu transportieren (siehe unseren Artikel zu VirtualLiVe), steht bei SocialSTAGE-VR der Aspekt der kulturellen Teilhabe als virtuelle soziale Erfahrung im Vordergrund. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt wird von der Technischen Universität Chemnitz koordiniert, Partner sind das Fraunhofer IIS, vr-on GmbH, Die Etagen GmbH, point omega Aktiengesellschaft und YOUSE GmbH.
Auf der technischen Seite ist die Bereitstellung von Inhalten für VR-Brillen und Kopfhörer die Voraussetzung dafür, ein lebensechtes Erlebnis unabhängig von Zeit und Ort in die Wohnzimmer der Menschen bringen zu können. Auf diese Weise kann jeder Zuschauer immersiven Bild und Ton in hervorragender Qualität und aus einer idealen Perspektive genießen – es gibt keine schlechten Plätze mehr, oder Leute, die die Sicht auf die Bühne versperren. SocialSTAGE-VR setzt nicht nur jeden in die erste Reihe, sondern hebt auch die Begrenzung der Zuschauerzahl auf – selbst das kleinste Clubkonzert kann einer nahezu unbegrenzten Anzahl von Zuschauern zugänglich gemacht werden.
So viel zum Geschehen auf der Bühne, aber was ist mit der sozialen Interaktion? SocialSTAGE-VR hebt sich von anderen Konzepten durch die Mehrbenutzerfähigkeit ab. Avatare, die die Zuschauer repräsentieren, interagieren miteinander – sowohl verbal, wie in einem herkömmlichen Chat, als auch nonverbal durch Gesten oder sogar Mimik. Dadurch wird der Betrachter vom anonymen Zeugen zum Teil einer Menschenmenge und nimmt an einer lebensechten sozialen Interaktion teil, die sich sehr natürlich anfühlt. Abgesehen davon, dass die Technologie das Erlebnis realistischer macht, soll sie auch die künstlerische Produktion inspirieren und neue Wege der Publikumsbeteiligung eröffnen.
Im Audiobereich nutzt das Fraunhofer IIS seine Erfahrung als Technologie-Innovator, indem es eine Bibliothek für die räumliche Klangwiedergabe beisteuert. Wenn die Klänge aus den erwarteten Richtungen ertönen, können die Ohren des Zuhörers vollständig in die Illusion eintauchen, tatsächlich auf der Veranstaltung zu sein. Was den visuellen Teil betrifft, so arbeiten die Experten des IIS an praktischen Möglichkeiten, Live-Inhalte so einfach wie möglich aufzuzeichnen, damit sie mit VR-Brillen betrachtet werden können, wobei sich die Person in einem bestimmten Radius um ihren virtuellen Sitzplatz bewegen kann. Dies ist wichtig für den interaktiven Aspekt, der es dem Betrachter ermöglicht, nicht nur sein Mitpublikum anzusehen, sondern sich auch virtuell zu anderen hinüberzulehnen. Aufgrund des Live-Charakters der aufgezeichneten Ereignisse müssen – und werden – alle audiovisuellen Algorithmen in Echtzeit arbeiten.
Indem SocialSTAGE-VR das Thema der sozialen Interaktion aufgreift, ist es mehr als nur eine weitere Option, immersive Aufnahmen von Live-Events zu teilen. Es eröffnet neue Möglichkeiten, interaktive kulturelle Veranstaltungen gemeinsam mit Familie und Freunden oder sogar völlig Fremden zu erleben – unabhängig von Fragen der persönlichen Gesundheit, des Zeitplans oder der Entfernung.
Titelbild: © Nürnberger Symphoniker/ Fraunhofer IIS
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