Erlangen/München, 13. Oktober 2015: Für ihre bedeutenden Beiträge zur Entwicklung und Implementierung des weltweiten Standards mp3 werden Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Karlheinz Brandenburg, Dr.-Ing. Bernhard Grill und Prof. Dr.-Ing. Jürgen Herre am 17. Oktober im Deutschen Museum München mit dem Technologiepreis 2015 der Eduard-Rhein-Stiftung ausgezeichnet. Das Audiocodierverfahren mp3 revolutionierte die Musikwelt und machte es Musikliebhabern erstmals möglich, ihre gesamte Musiksammlung auf einem Gerät nicht größer als eine Streichholzschachtel zu speichern.
Die Eduard-Rhein-Stiftung ehrt mit der Verleihung des diesjährigen Technologiepreises drei Mitglieder des mp3-Erfinderteams »für entscheidende Beiträge zur Entwicklung und praktischen Implementierung des mp3-Audiocodierungsverfahrens«. Die Auszeichnung wird Karlheinz Brandenburg, Bernhard Grill und Jürgen Herre bei einer festlichen Veranstaltung im Ehrensaal des Deutschen Museums in München überreicht.
»Es haben bereits Personen wie Shannon und Viterbi den Grundlagenpreis dieser Stiftung gewonnen. Das sind absolute Giganten. Deshalb ist die Auszeichnung für uns natürlich von enormer Bedeutung und eine besondere Ehre«, so Jürgen Herre, Lehrstuhlinhaber Audiocodierung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Bernhard Grill, Leiter des Bereichs Audio & Multimedia und stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS, ergänzt: »mp3 ist das Ergebnis der Arbeit eines großen Teams, das über viele Jahre hartnäckig das Ziel verfolgt hat, die Größe von Musikdateien ohne Qualitätsverlust deutlich zu verringern. Heute ist mp3 der Standard für digitale Musik und nicht mehr wegzudenken aus der Unterhaltungselektronik.«
Karlheinz Brandenburg, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie IDMT in Ilmenau sagt: »Bei der Entwicklung von mp3 träumten wir damals vom Einsatz der Technologie im digitalen Hörfunk und Millionen von Nutzern. Jetzt sind es viele Milliarden Geräte, die mit dem Format arbeiten, das übersteigt unsere damaligen Träume noch deutlich.«
Die Preisträger und ihre Verdienste
Die heiße Phase der mp3-Entwicklung begann ab 1987. Karlheinz Brandenburg erarbeitete in seiner Dissertation die wissenschaftlichen Grundlagen für die Entwicklung von mp3. Bernhard Grill war maßgeblich an der Softwareimplementierung beteiligt, während Jürgen Herre eine effiziente Technologie zur Speicherung von Stereosignalen entwickelte.
Heute leitet Karlheinz Brandenburg das Fraunhofer IDMT in Ilmenau, während Bernhard Grill Leiter des Bereichs Audio & Multimedia am Fraunhofer IIS ist. Auch Jürgen Herre ist dem Institut in Erlangen als leitender Wissenschaftler treu geblieben.
mp3 – Der Beginn einer Erfolgsgeschichte
Das Fraunhofer IIS ist heute dank des Erfolgs von mp3 und dem Nachfolgeverfahren AAC international führend in der Entwicklung von Audiotechnologien. Über 200 Entwicklerinnen und Entwickler arbeiten am Institut an Audio- und Multimedialösungen für die Bereiche Automotive, Digitaler Rundfunk, Kommunikation, mobile Entertainment und Streaming. Zu den aktuellsten Entwicklungen gehören etwa Fraunhofer Cingo und Fraunhofer Symphoria für realistischen Surround- und 3D-Klang unterwegs, der Audiocodec EVS für kristallklare Gespräche in der Mobilkommunikation sowie MPEG-H Audio – eine Technologie, die 3D-Sound und personalisierbare Klangerlebnisse in das heimische Wohnzimmer bringt.
Auch in Ilmenau wird an fortschrittlichen Audiotechnologien gearbeitet. Dazu gehören unter anderem Lösungen zur 3D-Beschallung von Großereignissen wie z. B. den Bregenzer Festspielen und Planetarien.
Der Eduard-Rhein-Preis
Im Jahre 1976 gründete Eduard Rhein seine gleichnamige Stiftung mit dem Ziel, technische Innovationen aus dem Bereich der Fernseh- und Rundfunktechnik zu fördern. Seine Begeisterung für Technik geht weit zurück und vermutlich über seine Zeit als Chefredakteur der Programmzeitschrift »Hörzu« hinaus. Damals etwa führte er bereits eine Technikseite ein, die sich mit den neuesten Entwicklungen im Bereich Rundfunk befasste. Wie sehr ihm das Thema am Herzen lag, zeigt zuletzt auch die Tatsache, dass Rhein die Stiftung mit 2 Mio. DM Anfangskapital aus dem eigenen Vermögen gründete. Seitdem durften Größen wie Andrew Viterbi für den Viterbi-Algorithmus oder WWW-Schöpfer Tim Berners-Lee Eduard-Rhein-Preise für herausragende Leistungen in Forschung, Bildung, Kunst und Kultur entgegennehmen.
Titelbild: © Fraunhofer IIS
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