Endlich ist es da, das Update des ohnehin schon beliebten MPEG-H Authoring Plug-Ins zur Version 2.0. Die wichtigsten Ergänzungen im Vergleich zur Vorgängerversion sind ein 3D Panner, der Einsatz dynamischer Objekte und die Möglichkeit zum ADM-Export.
Einer der ersten professionellen Anwender des Plug-Ins war Werner Bleisteiner, Creative Technologist beim Bayerischen Rundfunk BR. Im Interview berichtet er uns von seinen Erfahrungen.
Herr Bleisteiner, wie sind Sie mit MPEG-H in Berührung gekommen?
Das Fraunhofer IIS und der BR waren ja von 2015-2018 Partner in dem EU HORIZON 2020-Projekt ORPHEUS, in dem wir zusammen mit weiteren europäischen Partnern Technologien und wegweisende Pilotprojekte mit Next-Generation Audio (NGA) für die rundfunkspezifische Anwendung entwickelt und durchgeführt haben. Da spielte MPEG-H bereits eine große Rolle.
Wie nutzen Sie das MHAPI Tool?
Seit Veröffentlichung der Version 1.0 im letzten Herbst teste ich damit diverse rundfunkspezifische Produktionen und Content-Formate, wie sie sich in MPEG-H darstellen lassen und welche Vorteile das mit sich bringt.
Was bedeutet es für Sie, dass es so ein Tool gibt?
Im ORPHEUS Projekt lief alles zunächst noch sehr „manuell“, das heißt: in Einzellösungen. Das MHAPI bietet nun die Möglichkeit, NGA in den realen Produktionsworkflow zu integrieren und filebasiertes MPEG-H Authoring mit professionellen Ansprüchen zu realisieren.
Das erlaubt es uns nun, weitere Erfahrungen zu sammeln und neue Konzepte zu entwickeln, wie wir die Vorteile von 3D-Sound und interaktivem Audio in Hörfunk- und Fernsehproduktionen nutzen können.
Welche Vorteile bietet MHAPI?
Hat man die Prinzipien von MPEG-H und die Funktionsweise von MHAPI verstanden, ist das Tool gut zu handhaben. Die mitgelieferten Templates für die meistverbreiteten DAWs helfen beim Einstieg und ermöglichen eine schnelle Lernkurve. Das motiviert und man fängt dann auch gleich an, sich komplexere Dinge auszudenken und auszuprobieren. Allerdings kann es dann passieren, dass man an Grenzen stößt, denn momentan kann man mit MHAPI „nur“ maximal 15 Objekte/Tracks definieren, da ja nur einige wenige DAWs mehr als 16 Spuren auf einem Bus verarbeiten können.
Freilich: Für die meisten herkömmlichen Rundfunkanwendungen reichen 16 Objekte/Tracks als Master schon aus, um 3D-Sound und interaktive Elemente darzustellen. Aber die Anforderungen könnten bald nach oben schnellen.
Welche Features fehlen Ihnen noch?
Da sind wir schon am interessanten Punkt. Gut finde ich, dass die jüngste Version 2.0 von MHAPI auch schon eine ADM-Export-Funktion bietet. Denn auf professioneller Ebene ist dieses Metadatenformat als Produktions- und Archivierungsstandard im Rundfunk gesetzt. Das heißt: die grundsätzlichen NGA Funktionen und Parameter lassen sich zwischen ADM und MPEG-H übersetzen. Allerdings ist da auf beiden Seiten – sowohl bei ADM als auch bei MPEG-H-Entwicklern – noch einiges zu tun, damit diese „Übersetzungen“ korrekt und flüssig werden.
Ich bin aber optimistisch, dass wir die Vorteile von NGA bald unserem Publikum werden anbieten können.
Herr Bleisteiner, ganz herzlichen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg beim Experimentieren mit 3D-Klang.
3D-Klang im Rundfunkbereich ist nur eines von möglichen Anwendungsfeldern von MPEG-H. Auch für TV-Produktionen, OTT-Formaten oder Musik-Streaming in raumfüllendem Rundumklang ist MPEG-H und das MHAPI Tool als Teil der Produktionskette die perfekte Lösung.
Wer das Tool einmal selbst in der Anwendung testen will, kann sich hier zum Download anmelden.
Titelbild: © Fraunhofer IIS