Im letzten Jahr wurde der erste Schritt zum Ausbau des erfolgreichen Fraunhofer Tools MPEG-H Authoring Plug-in (MHAPi) zur MPEG-H Authoring Suite (MAS) gemacht. Nun erhält dieses Software-Paket zwei weitere Komponenten, die zahlreichen Audio-Professionals helfen werden, mehr Inhalte in MPEG-H zu erzeugen. Im Interview erklärt der Fraunhofer Audio-Experte Philipp Eibl, warum das MPEG-H Conversion Tool (MCO) und der MPEG-H Production Format Player (MPF-Player) so wichtig sind.
Philipp, was konnten Nutzer bisher mit der MPEG-H Authoring Suite machen?
Mit dem Release der MAS 3.5 hatten wir dem MPEG-H Authoring Plug-in bereits ein weiteres Werkzeug zur Seite gestellt, das MPEG-H Authoring Tool (MHAT). Damit war zum einen erstmals MPEG-H Authoring außerhalb einer Digital Audio Workstation möglich und zum anderen auch der Import von MPF- (MPEG-H Production Format) und BWF/ADM-Dateien (Broadcast Wave Format/Audio Definition Model). Diese können in MHAT sowohl wiedergegeben als auch editiert werden.
Mit der MAS 3.6 ergänzen wir den Werkzeugkasten um weitere wesentliche Funktionen, die die Produktion für MPEG-H so einfach und bequem wie möglich machen.
Wie muss man sich das genau vorstellen?
Mit MHAT in der Version 3.5 konnten wir erstmals ein Tool zur Wiedergabe von MPF- und BWF/ADM-Exporten frei verfügbar machen. Dieses kann allerdings nur Audio wiedergeben. Mit dem MPF-Player haben wir jetzt eine Lösung im Programm, die Qualitätskontrolle von Video + MPF (etwa in einem MOV- oder mp4-Container) einfach per Drag and Drop möglich macht.
Das MPEG-H Conversion Tool erleichtert den Austausch von Produktionen, unabhängig davon, mit welchem Tool der ursprüngliche Export erzeugt wurde. Damit stellt es eine wichtige Schaltstelle dar, die verschiedene Next Generation Audio (NGA) Formate zusammenführen kann.
Was genau macht das MPEG-H Conversion Tool?
Das MPEG-H Conversion Tool wandelt verschiedene Profile des offenen NGA-Standards BWF/ADM in das umfangreiche MPEG-H BWF/ADM oder unser MPEG-H Production Format. Bei beiden Zielformaten handelt es sich um PCM-Audio mit einem vielseitig nutzbaren Satz an Metadaten. Diese umfassen beispielsweise Positionen von Audioobjekten, Eigenschaften von MPEG-H Presets, oder Lautheitsinformationen.
Der große Vorteil für AnwenderInnen: Es ist nun ganz einfach möglich, auch BWF/ADM-Dateien, die z.B. mit der Dolby Atmos Production Suite erstellt wurden, in das MPEG-H BWF/ADM zu übertragen und in einer MPEG-H basierten Umgebung weiter zu verwenden.
Damit haben ToningenieurInnen die größtmögliche Freiheit bei der Wahl ihrer Produktionstools, ohne sich Gedanken über mögliche Inkompatibilitäten im Verbreitungsweg machen zu müssen.
Egal, ob am Ende der Kette ein Musikstreamingdienst oder ein TV-Sender steht.
Wie kann man den MPF Player nutzen?
Der MPF-Player ermöglicht die Qualitätskontrolle von AV-Inhalten mit Audio im MPF Format – einfach per Drag and Drop. NutzerInnen können so bequem das MPEG-H Authoring und mögliche Interaktivitätsoptionen testen oder die synchrone Lage von Bild und Ton überprüfen.
Auf der Videoseite unterstützt der Player viele gängige Formate, wie unterschiedliche ProRes 422 Varianten, oder H.264 – jeweils mit Audio im MPEG-H Production Format auf der Tonspur.
So kann schnell und einfach die Qualität der Produktion sichergestellt werden, bevor das Material encodiert oder an einen Kunden weitergereicht wird.
Philipp, was ist dein Background und was ist deine Aufgabe am Fraunhofer IIS?
Bevor ich vor drei Jahren ans Fraunhofer IIS gekommen bin, habe ich Multimedia Art und Medientechnik/-produktion studiert, jeweils mit dem Fokus auf Audio. Danach habe ich einige Jahre beim Bayerischen Rundfunk in München gearbeitet.
Hier am Institut bin ich Teil des SoundLab Teams. Wir stellen in vielen Belangen ein Bindeglied dar, zwischen unseren WissenschaftlerInnen bzw. EntwicklerInnen und der „Außenwelt“, wie etwa Rundfunkanstalten und ProduzentInnen. Außerdem erstellen wir auch selbst Inhalte und kümmern uns um die Infrastruktur unserer Schallabore, um nur ein paar Aufgabenfelder zu nennen.
Als ein Schwerpunkt meiner Arbeit hat sich in den letzten Jahren die Beschäftigung mit MPEG-H Post-Production Tools herauskristallisiert.