Um Theorie und Praxis zu vereinen und eine Plattform zum gemeinsamen Austausch zu schaffen, wurde das Fraunhofer IIS in enger Kooperation mit dem Verband Deutscher Tonmeister (VDT) und der Deutschen Gesellschaft für Akustik e. V. (DEGA) vom 21. bis 23. Februar 2014 zum Austragungsort der zweiten »International Conference on Spatial Audio« (ICSA). Tonmeister, Ingenieure und Wissenschaftler trafen sich zu einem dreitägigen Gedanken- und Erfahrungsaustausch, diskutierten Herausforderungen und Fragen und nutzen die Veranstaltung, um sich über aktuelle Entwicklungen rund um Aufnahme, Produktion, Wiedergabe und Evaluierung räumlicher Klangerlebnisse zu informieren. Wir haben mit Dr. Andreas Silzle gesprochen, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IIS und Initiator der Veranstaltung in Erlangen.
Warum wurde das Fraunhofer IIS zum Austragungsort der Veranstaltung?
Meine Kollegen und ich arbeiten am Fraunhofer IIS aktuell an einer neuen Audiotechnologie für optimierten Fernsehklang, die auf dem offenen ISO MPEG-Standard MPEG-H Audio beruht und für realistischere und das Publikum einhüllende Klangerlebnisse sorgt. Dies haben wir zum Anlass genommen, um die Veranstaltung in Erlangen auszurichten und uns gemeinsam mit der Audio-Gemeinschaft auszutauschen. Außerdem war schon die erste Konferenz dieser Art 2011 an der Hochschule für Musik (HfM) in Detmold mit ihrer Kombination aus Wissenschaft, Kunst und Praxis für mich sehr inspirierend, weshalb eine Fortsetzung der Veranstaltung wünschenswert war.
Welches Resümee ziehen Sie nach drei Veranstaltungstagen?
Mit 18 gut besuchten Workshops mit 3D Audiobeispielen, 28 Vorträgen und zehn Postern ziehen wir eine sehr positive Bilanz. Die diesjährige ICSA gab zum zweiten Mal Fachleuten aus Theorie und Praxis die ideale Möglichkeit, zusammen und miteinander ins Gespräch zu kommen, fachliche Fragen zu stellen, voneinander zu lernen sowie Anknüpfungspunkte für neue Entwicklungen und die eigene Arbeit zu finden. Uns war wichtig, das Thema 3D Audio aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Unter den ca. 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren Wissenschaftler, Tonmeister, Programmierer, Techniker und Künstler, was einen sehr umfassenden Blick von der Grundlagenforschung bis hin zur Aufnahme, Produktion und Komposition von räumlichen Klangwelten ermöglichte.
Was waren die Höhepunkte der ICSA 2014?
Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war das Round-Table-Gespräch mit den führenden Technologieentwicklern auf dem Gebiet 3D Audio. Gemeinsam und unter der Leitung von Francis Rumsey (Logophon Ltd.), der auch die zweite ICSA mit einer Keynote zum Thema »Spatial audio – reconstructing reality or creating illusion?« eröffnete, tauschten sich Jan Plogsties (Fraunhofer IIS), Bert Van Daele (Auro Technologies), Frank Melchior (BBC Research & Development), Ton Kalker (DTS, Inc.) und Nicolas Tsingos (Dolby Laboratories, Inc.) zum Thema »3D Audio-Systeme« aus. Erörtert wurden u. a. die Chancen neuer Audioformate, die Vorteile räumlichen Sounds, neue Distributionswege hin zum Publikum oder der Einsatz von 3D Audio bei Rundfunkanstalten.
Daneben boten Vorträge und Workshops rund um Wellenfeldsynthese und Higher-Order-Ambisonics (HOA); hochwertige Mehrkanalproduktion und -wiedergabe; Aufnahme, Übertragung und Bearbeitung von Audiosignalen sowie Gespräche zur Wahrnehmung und Qualitätsbewertung von 3D Audio einen interessanten Ein- und Überblick über dieses vielschichtige Thema. Verschiedene Hörproben waren ebenfalls ein essentieller Bestandteil der Veranstaltung. Zwei akustisch erstklassisch eingerichtete Räume wurden mit jeweils einer hochwertigen 5+5 Lautsprecheranordnung für zusammen 82 Zuhörer ausgestattet. Ein Highlight war auch die Wiedergabe von 3D Audioinhalten über ein 22.2 System über Kopfhörer.
Die wissenschaftlichen Artikel zu den Vorträgen der diesjährigen ICSA sowie ein Mitschnitt des Round-Table-Gesprächs sind auf der Webseite des VDT (www.tonmeister.de) zu finden.
Die kommende ICSA ist für September 2015 in Graz geplant. Die Federführung wird dann die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (MDW) und das Institut für Elektronische Musik und Akustik (IEM) übernehmen.
Titelbild: © Fraunhofer IIS/Kurt Fuchs