„Rock in Rio“, eines der größten Musikfestivals der Welt, mit über einer Million Besuchern, war live im terrestrischen ISDB-Tb-Fernsehen, via Internet als HLS-Stream und über 5G mit MPEG-H Audio zu sehen und hören. Das maßgeblich vom Fraunhofer IIS entwickelte immersive und interaktive Audioformat ist vor kurzem vom SBTVD-Forum (Sistema Brasileiro de Televisão Digital / Brasilianisches Digitalfernsehsystem) in die ISDB-Tb-Spezifikationen aufgenommen worden, um das TV-Angebot im größten Land Südamerikas aufzuwerten. Mit Rock in Rio hat die Globo-Mediengruppe nun die erste Live-Ende-zu-Ende-Fernsehübertragung mit MPEG-H Audio in Brasilien erfolgreich durchgeführt.
Damit konnten Fernsehzuschauer in der Region Rio de Janeiro die musikalischen Darbietungen auf den beiden Hauptbühnen „Mundo“ und „Sunset“ mit immersivem und personalisierbarem MPEG-H-Sound genießen. Zusätzlich wurde mit der „Advanced HDR“-Technologie von Technicolor, die sich aktuell um Aufnahme in die ISDB-Tb-Spezifikationen bewirbt, eine verbesserte Bildqualität geboten.
Der Einsatz von MPEG-H Audio bei der Übertragung der Konzerte ermöglichte es Rock in Rio-Fans die nicht auf dem Festivalgelände vor Ort sein konnten, die Konzerte so einhüllend zu erleben, als stünden sie vor der Bühne. Darüber hinaus konnten sie mit dem Sound interagieren und ihn personalisieren. Während der sieben Festivaltage waren auch die Besucher auf dem Gelände eingeladen, immersiven MPEG-H-Klang und seine Personalisierungsmöglichkeiten auszuprobieren. Zu diesem Zweck wurden an den Ständen von Globo und Globoplay Tablets mit binauralem Rendering über Kopfhörer bereitgestellt. Gleichzeitig demonstrierte Fraunhofer in den Büros von Globosat die Benutzerfreundlichkeit von MPEG-H und wie einfach man einhüllenden Klang in jedes Wohnzimmer bringen kann anhand der MPEG-H-fähigen Sennheiser AMBEO-Soundbar.
Der immersive Mix, bestehend aus 5.1-Surround und vier Höhenkanälen, wurde von Globosat-Toningenieuren produziert. Darüber hinaus stellte Globosat zusätzliche Mono- und Stereo-Elemente für Atmosphäre, Instrumente und Gesang zur Verfügung. Fraunhofer-Toningenieure vor Ort in Rio nutzten diese Elemente, um den Live-Mix mit Audioobjekten zu erweitern. Diese ermöglichten die Personalisierung des Nutzererlebnisses: so konnte etwa die Konzert-Atmosphäre verstärkt oder der Gesang in die Höhenlautsprecher „verschoben“ werden. Neben einhüllendem Klang ist die Möglichkeit zur Personalisierung ein essenzielles Feature von MPEG-H Audio, um TV- und Streaming-Inhalte attraktiver zu gestalten.
Die MPEG-H Audio-Produktion von Rock in Rio wurde simultan über mehrere Distributionskanäle übertragen. Neben der Ausstrahlung über das terrestrische ISDB-Tb-System wurde ein HLS-Stream mit MPEG-H Audio angeboten, der über handelsübliche LG-Fernsehgeräte abgespielt wurde. Und mit Unterstützung von Rohde & Schwarz wurde MPEG-H Audio in das erste 5G-Rundfunk-Testfeld in Brasilien integriert. Alle drei angebotenen Services wurden dabei vom ATEME TITAN Live Encoder parallel erzeugt. Entsprechend der SBTVD-Spezifikation enthielt der ISDB-Tb-Service auch HE-AAC-Audiodaten für herkömmliche Empfangsgeräte, während der MPEG-H-Audiostream auf MPEG-H-fähigen Endgeräten genossen werden konnte.
“Die Zusammenarbeit mit Globo, um bei Rock in Rio die erste Ende-zu-Ende-Liveübertragung mit MPEG-H Audio in Brasilien zu realisieren, war eine großartige Erfahrung für uns. Die Komplexität solch eines großen Events ist wirklich beeindruckend. Wir freuen uns sehr, dass wir die Fähigkeiten und Vorteile von MPEG-H zeigen konnten und gleichzeitig auch wie einfach es ist, MPEG-H Audio in solch ein Setup zu integrieren. Dieser tolle Erfolg ist erst der Beginn unseres langfristigen Engagements, Globo und die brasilianische Medienindustrie beim Einsatz von MPEG-H zu unterstützen“, sagt Adrian Murtaza, Senior Manager Technology & Standards beim Fraunhofer IIS.
„Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Bei Rock in Rio 2019 haben wir Audio- und Videoinhalte in höchster Qualität, mit immersivem und personalisierbarem Klang und HDR Video, aber auch rückwärtskompatibel, über den Äther übertragen. Basierend auf neuen Funktionalitäten des bestehenden, aber erweiterten ISDB-Tb Free-to-Air-TV-Systems ging alles auf sehr effiziente Weise über die Bühne. Außerdem wurden all diese Premium-Inhalte über terrestrischen 5G-Rundfunk in einem UHF-Testkanal übertragen – Teil unserer Strategie und Untersuchungen im Hinblick auf die nächste TV-Generation“, sagt Leonardo Chaves, Head of New Transmission Technologies bei Globo.
Titelbild © Adrian Murtaza/Fraunhofer IIS