Anfang November 2014 wurde der Ernstfall in der Gemeinde Speichersdorf in Bayern geprobt: Nach einem schweren Zugunglück sind zahlreiche Verletzte zu versorgen. Aus dem verunfallten Güterzug treten giftige Chemikalien aus. Nun muss unverzüglich reagiert und die Bevölkerung in der Region schnell und zuverlässig über die drohende Gefahr informiert werden.
EWF ist zur Stelle und sorgt für schnelle Information über Digitalradio
Die Emergency Warning Functionality für digitales Radio ist für diese und ähnliche Szenarien ein geeignetes Tool, um die Bevölkerung innerhalb kürzester Zeit über drohende Gefahren oder Katastrophen zu benachrichtigen und ihr weiterführende Informationen, wie z. B. Verhaltenshinweise, bereitzustellen.
Wie funktioniert die Alarmierung über digitales Radio mit EWF?
Nach Auslösen des Ernstfalls durch die zuständige Einsatzzentrale wird die Warnmeldung direkt in das Rundfunknetz eingespeist. Ob zu Hause, im Auto oder unterwegs – Digitalradiogeräte schalten automatisch auf das Notfallprogramm um und informieren Anwohner über die Gefahrensituation. Geräte, die sich im Stand-by-Modus befinden, erwachen und schalten ebenfalls direkt die Notfallmeldung ein. Über die Radiodurchsage hinaus erfolgt die Warnung auch in Form verschiedensprachiger Anzeigen auf dem Radiogerät. Zusätzliche und ggf. auch mehrsprachige Informationen geben dank des textbasierten Informationsservice »Journaline®« zudem detailliert Auskunft über die aktuelle Lage, den zuständigen Ansprechpartner vor Ort, das betroffene Gebiet oder das richtige Verhalten im Notfall. Damit stellt EWF vor allem für Nichtmuttersprachler sowie für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen ein hilfreiches und lebensrettendes Tool in Katastrophenfällen dar. Darüber hinaus kann durch die Bereitstellung der Journaline-basierten Detailinformationen die Notfall-Hotline von unnötigen Anrufen besorgter Bürger entlastet werden.
Vier Partner sorgen für mehr Sicherheit im Ernstfall
Die Emergency Warning Functionality wird aktuell durch die vier Partner Fraunhofer IIS, NOXON Vertriebsgesellschaft mbH, TMT GmbH & Co. KG und Bayern Digital Radio GmbH entwickelt und vorangetrieben. Jeder Partner stellt seine im DAB-Standard standardisierten Komponenten für den Dienst bereit, die im Zusammenspiel miteinander eine zuverlässige Alarmierung im Notfall über Digitalradio erlauben.
Das Fraunhofer IIS ermöglicht mit seinem Sendesystem für digitalen Rundfunk, dem »DAB ContentServer«, die Zuspielung und Einspeisung der Warnmeldung in das laufende Rundfunkprogramm. Während der Sendenetzbetreiber Bayern Digital Radio die Netzkapazität zur Verfügung stellt, liefert der Radiohersteller NOXON EWF-fähige Empfangsgeräte. Der IT-Dienstleister TMT sorgt mit seiner entwickelten Bediensoftware dafür, dass die Notfallmeldung zusammengestellt und über den Fraunhofer-DAB Contenserver in das Rundfunknetz eingespeist werden kann.
Katastrophenschutzübung in Bayern erfolgreich verlaufen
Mit zahlreichen Einsatzkräften ist der Praxisdurchlauf nahe Bayreuth erfolgreich verlaufen. Binnen kürzester Zeit wurde die Notfallmeldung nach dem Zugunglück und der Gefahr giftiger Gase über die 150 in der Region verteilten digitalen Radiogeräte ausgestrahlt und Anwohner konnten unverzüglich gewarnt werden.
Olaf Korte, Leiter der Gruppe Broadcast Applications am Fraunhofer IIS, über den Versuch: »In Speichersdorf haben wir den ersten Test- und Erprobungsbetrieb des EWF-Systems durchgeführt. Auf diese Weise konnten wir wichtige Erfahrungen unter realen Bedingungen sammeln. Wir sind mit dem Ergebnis des ersten Praxistests sehr zufrieden und blicken optimistisch in die Zukunft, dass EWF in den nächsten Jahren zur Standardausstattung für Digitalradio gehören wird«.
Einen Eindruck vom ersten Pilotprojekt können Sie sich mit dem Film der Spona Media GmbH machen.
Hinweis: Mit dem Starten des Videos werden Daten an Youtube übertragen.
Wie geht es mit EWF weiter?
Aktuell wird an weiteren Anwendungsfällen für EWF gearbeitet. Neben Radiogeräten als Empfangseinheit wird über neue Zielplattformen, wie Anzeigentafeln im öffentlichen Raum, nachgedacht, die über Digitalradio gespeist werden.
Im kommenden Jahr sollen darüber hinaus bayernweit Pilotprojekte gestartet werden. Gesucht werden in diesem Zusammenhang Städte und Gemeinden, die sich ebenfalls an einem Praxisdurchlauf beteiligen wollen.
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